Die "Hinterwäldler" als treffsichere Satiriker

Das letzte Konzert im "alten" Kulturgelände (Samstag, 13.8.): Die Querschläger.

Von Gerti Krawanja

Die Querschläger "schlugen" wieder zu, und zwar dort, wo 1995 ihr erstes Konzert als Trio stattfand, im ARGE Kulturbeisl. Der Auftritt am Samstag (13.8.) bedeutete vorerst mal das Finale fürs "alte" Kulturgelände. Nun wird ja übersiedelt und am 6. Oktober das neue Haus eröffnet. Die Kultformation aus dem Lungau sorgte für ausgelassene Stimmung im Gastgarten des alten Kulturgeländes. Und ihre mittlerweile unzähligen Fans dankten es mit tosendem Applaus, einige warteten gar vergebens auf Restkarten beim Eingang.

Erwartungen wurden präzise erfüllt, denn die Band hat sich das Image der "leisen Satiriker", eine Mischung aus Hinterwäldlerhumor und gespielter gesellschaftskritischer Naivität, inspiriert durch aktuelle Geschehnisse, hart erarbeitet. Dies wird gleich zu Beginn klar , wenn etwa von Kindererziehung die Rede ist und davon, dass die "Supernanny" alle Probleme lösen kann, die die "Tante Nani" schon immer erkannt hat. Frustrierte Gesichter bei den Zuhörern, wenn etwa vom "Häusl bau'n und Fernseh schau’n" gesungen wird, gefolgt von schallendem Gelächter, wenn vom "Highwayfeeling" auf Lungauer Straßen die Rede ist. Nach der Pause wird klar, dass hier auch sehr viel Emotion und Zynismus im Spiel ist. In "Wasserbloach" singt Bandleader Fritz Messner über seine Kindheit auf dem Bauernhof der Großeltern. Und die wunderschöne Ballade "Was treibt uns auseinand" könnt einem schon eine Träne in die Augen treiben.

Messner schreibt übrigens alle Texte selbst, in waschechtem Dialekt und in Reimform. Der ultraschräge Klassiker "Talkshow Paranoia" erzählt auf über zwanzig Strophen eine Geschichte, in der es um die Beziehung zum Traktor geht, der Protagonist auf dem elektrischen Stuhl landet, der Traktor einen Anwalt hat und alle sich schließlich im Fegefeuer wieder finden. Messner ist der omnipräsente Stimmungsmacher auf der Bühne, und nicht etwa ob seiner mächtigen Körperfülle. Er besitzt ein ausgezeichnetes Stimmvolumen und überzeugt auch als Kabarettist, nimmt sich selbst auf die Schaufel, wenn er etwa sagt, er finde sein Tatoo nicht mehr. In Wahrheit ist er aber, wie so viele Satiriker, ein nachdenklicher Zeitgenosse, der sich mit Themen wie Armut und Entwicklungshilfe auseinandersetzt. Auch der Rest der Querschlägertruppe hat Interessantes zu bieten, Saxophonist Fritz Kronthaler ist ein Profimusiker mit unglaublicher Bandbreite, Allroundgenie Reinhard Simbürger arbeitet u.a. freischaffender Künstler und Schauspieler.

Die mittlerweile siebenköpfige Band hat gerade eine Jubiläumstournee mit dem Titel "live is lebendeg" quer durch Österreich hinter sich und schenkte den Veranstaltern volle Häuser, denn der Lungauer "Urschmäh" zieht nicht nur in Salzburg, sondern auch beim Publikum von Vorarlberg bis zum Burgenland. "Ein bissl umändern muss man die Texte schon, denn so manch ein Lokalkolorit ist halt nur für Salzburger verständlich, da muss man flexibel sein", sagt Fritz Messner. Er selbst habe sich nie festgelegt in seinem Programm. Höchst experimentierfreudig hätten die Künstler von zeitgenössischer Volksmusik, Blues, Jazz und Reggae alles in ihrem Repertoire. Selbst ein Didgeridoo darf nicht fehlen. Die Lungauer experimentieren viel im Studio von Bandmitglied Franz Tannberger und vermarkten sich auch selbst.

"Ein Abheben gibt es bei uns nicht, dazu sind wir schon zu lange im Geschäft", sagt Fritz Messner. "Auch Querelen sind selten, denn wir kennen uns alle schon ewig und sind enge Freunde." Jetzt wird erst mal Urlaub gemacht bei den Querschlägern. Im Dezember ist dann eine neue CD geplant. Und dann wird man sehen...

© Gerti Krawanja, DrehPunktKultur

Link zum Originalrtikel auf "www.drehpunktkultur.at" vom 15.8.05