Artikel in der Salzburg Woche vom 01.03.07

(unveränderte Textkopie von der Online-Ausgabe)

Wie cool ist "Hoamat"?

Auf Einladung des Diabelli Vereins ging die Premiere des neuen Programms
der Lungauer Kultband "Die Querschläger" im Schloss Mattsee über die Bühne.
 
 
von MICHAEL STADLER

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MATTSEE. Bandleader Fritz Messner steigt auf die Bühne, nimmt einen Zettel zur Hand und liest den Zuhörern eine im Internet aufgestöberte Definition von "Heimat" vor. Unter anderem ist darin von einer "Verortung des Daseins" die Rede. Den skurrilen intellektuellen Verrenkungen rund um den Heimatbegriff folgt dann eine überaus spannende musikalische Auseinandersetzung mit der Thematik, wobei Identität und Herkunft im Mittelpunkt stehen.

Mit 20 neuen Liedern beziehen die "Querschläger" eindeutig Position: originell, kritisch, stellenweise ein wenig "hinterfotzig", aber auch hintergründig, kraftvoll, ironisch und mit viel Humor. Eröffnet wird der heimatliche Musikreigen mit einer gehörigen Portion Patriotismus: Da erklären die "Querschläger" gleich einmal ihre Heimat, nämlich den Lungau, zur Wiege der Popmusik, was etymologisch belegt wird: "Schallallah", quasi der Grundwortschatz diverser Popsongs, habe einzig und allein im Lungauerischen eine Bedeutung und sei die Bezeichnung für kleine, schalenförmige Gefäße. Also wird gleich einmal heiter "Schallallah, schallallah, schallallah" geträllert.

Dem humorvoll lockeren Einstieg in das Programm folgt Nachdenkliches. Das Lied "A Dorf wia a Grob" setzt sich mit dem Verschwinden der Dörfer, die ein Dasein von Auslaufmodellen fristen, auseinander. Deren Funktionen übernehmen die Einkaufszentren in den Speckgürteln der Städte, was im Song "Shoppingcity-Aborigines" seinen Ausdruck findet. Auch den Heimatlosen, sprich den Asylanten, geben die "Querschläger" im neuen Programm eine Stimme. Wenn die aus ihrer Heimat Geflüchteten in "unserer" Heimat auftauchen, dann brenne die Idylle, so Fritz Messner, der in punkto Fremdenfeindlichkeit eine deftige Breitseite in Richtung der heimische Stammtische abfeuert und sie als "Eliteeinheit der inner dörflichen Verteidigung" bzw. als "inner alpine Taliban" bezeichnet.

Werden im ersten Teil des Programms Aspekte der äußeren, augenscheinlichen Heimat aufs Korn genommen, so stehen nach der Pause Fragen zur Identität im Mittelpunkt. Der identitätsstiftenden Rolle der Pop- und Massenkultur widmen die "Querschläger" witzige Parodien auf Hits des Austro-Pop und der volkstümlichen Musik. Die zentrale Botschaft, jeder müsse sich selbst Heimat sein, mündet in der Ballade: "Am End vom Tog muasst wieda hoam zu dir."

"Hoamat ist ziemlich uncool. Wir sind aber in einem Alter, wo das Uncoolste schon wieder cool ist", meinte Fritz Messner anlässlich der viel umjubelten Premiere des Programms im Schloss Mattsee.

© SW.                                                              

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